Psychosoziales Coaching Hannover

ein effektiver Zugang zu einer fachpsychologischen Beratung bei eingeschränkter Beschäftigungsfähigkeit

Langzeitarbeitslose sind besonders häufig von psychischen Erkrankungen betroffen. Diese stellen oft ein zentrales Vermittlungshemmnis dar, welches bei fachgerechter Therapie in vielen Fällen prinzipiell zu verkleinern oder sogar zu beseitigen wäre. Ein Großteil der Betroffenen ist jedoch nicht adäquat ans Gesundheitssystem angeschlossen und erfährt keine leitliniengerechte Behandlung. Unser Ziel beim Psychosozialen Coaching ist es daher, psychische Erkrankungen und Beeinträchtigungen möglichst frühzeitig zu erkennen, den aktuellen Versorgungsstatus einzuschätzen, Unterstützungs- und Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und im Sinne einer „Lotsenfunktion“ passgenaue Hilfsangebote zu vermitteln.

 

fachkompetente Diagnostik

Prüfung des aktuellen Behandlungs- und Versorgungsstatus und Empfehlungen zu Behandlung, Therapie sowie psychosozialer Unterstützung

passgenaue Hilfen

Förderung der Inanspruchnahme von passgenauen Hilfen, im Sinne von Maßnahmen zur Eingliederung (§16a-f SGB II) und den Behandlungsangeboten des kassenärztlichen Systems, durch bedarfsgerechte Empfehlungen

erweiterte Kenntnisse

Steigerung der Qualifizierung der Fachkräfte im Jobcenter hinsichtlich der Kenntnis psychischer Störungsbilder, Hilfsangebote und Therapiemöglichkeiten sowie kommunikativer und interaktioneller Fähigkeiten im Kund:innenkontakt durch entsprechende Schulungsangebote

Unterstützung

Bereitstellung zusätzlicher Unterstützungsmöglichkeiten im Umgang mit belastenden und krisenhaften Kund:innenkontakten für die Jobcenter Mitarbeitenden

Das im Juni 2022 vom Jobcenter der Region Hannover und der Medizinische Hochschule Hannover initiierte Projekt Psychosoziales Coaching richtet sich an Personen im Bürgergeld-Bezug, die von psychischen Erkrankungen oder Beeinträchtigungen betroffen und hierdurch in ihrer Beschäftigungsfähigkeit eingeschränkt sind.
Besteht der Verdacht auf ein psychisch bedingtes Vermittlungshemmnis, das den (Wieder-) Einstieg in das Erwerbsleben erschwert, kann betroffenen Kund:innen des Jobcenters eine freiwillige Teilnahme am Psychosozialen Coaching angeboten werden. Im Regelfall findet eine „warme Übergabe“ statt, bei der die Jobcenterfachkraft einen direkte vertraulichen Kontakt zur Psycholog:in herstellt. Die Coaching-Termine finden unmittelbar in den Räumen des Jobcenters statt.
Nach einer umfassenden Diagnostik und Beurteilung der Versorgungssituation, erhält die Kund:in eine Rückmeldung über die psychologische Einschätzung und gemeinsam werden die individuellen Möglichkeiten einer optimalen Weiterversorgung besprochen. Den Abschluss des Coachings bildet eine gemeinsame Fallkonferenz zwischen Kund:in, Vermittlungsfachkraft und Psycholog:in bei der die Ergebnisse des Psychosozialen Coachings und das weitere Vorgehen abgeglichen werden.

Psychosoziales Coaching

Ablauf des Coachings

Im Verlauf des Coachingprozesses finden regelhaft fünf Termine in intendiert wöchentlichen Abständen statt. Im Erstgespräch steht der Aufbau einer funktionalen Psycholog:innen – Kund:innen Beziehung sowie eine Basisdatenerhebung im Vordergrund.
Die Basisdatenerhebung für die Kund:innen erfolgt anhand von Anamnesegesprächen zu der Erfassung von Symptomen, Belastungen und Einschränkungen, körperlichen Vorerkrankungen, psychiatrischen bzw. psychotherapeutischen Vorerfahrungen, Medikamenteneinnahme sowie Wünschen und Zielen für das Coaching. Im Verlauf erfolgt eine ausführliche psychologische Diagnostik mittels validierten klinisch-psychologischen Fragebögen. Dabei gibt es sowohl Fragebögen zur Selbstbeurteilung, die von den Kund:innen ausgefüllt werden, als auch Fragebögen zur Fremdbeurteilung, die durch die Psycholog:innen ausgefüllt bzw. eingeschätzt werden.
Zudem besteht bei Bedarf die Möglichkeit, dass psychoedukative und supportive Techniken (z.B. Entspannungs,- und Achtsamkeitsübungen, Aufmerksamkeitslenkung, Strategien zur Regulation von Emotionen und Impulsivität sowie zur Verbesserung der Aufmerksamkeit) passend für das jeweilige bestehende Krankheitsbild eingesetzt werden.
Im Coaching wird auf Grundlage der erhobenen Vermittlungshemmnisse der weitere Handlungsbedarf individuell hergeleitet. Grundsätzlich sind die Handlungsempfehlungen aufgeteilt in vier übergeordnete Kategorien mit klinischen-, wohnbezogenen-, berufsbezogenen, und sozialrechtlichen Empfehlungen. Zum Ende des Coachings erfolgt eine gemeinsame Fallkonferenz mit Kund:in, Psycholog:in und FM/pAp. Hier werden gemeinsam die Handlungsempfehlungen auf Basis des Teilnehmer:innenbezogenen Berichts besprochen.

Teilnahmevoraussetzungen

Die Teilnahmebedingungen für das Coaching lassen sich wie folgt beschreiben: Kund:innen der einzelnen teilnehmenden Jobcenterstandorte sind regelhaft im Kontakt mit den für sie zuständigen Fallmanager:innen (FM’s) und persönlichen Ansprechpartner:innen (pAp’s). Sollten diese einen Verdacht auf ein psychologisches Vermittlungshemmnis auf Seiten der Kund:innen haben, prüfen sie zunächst ob die Kund:innen die Einschlusskriterien für die Teilnahme am psychosozialen Coaching erfüllen.
Dies sind:
• Aktueller Bezug von Bürgergeld
• Ein Alter von mindestens 18 Jahren
• Ein Verdacht auf ein psychologisches Vermittlungshemmnis
• Deutschkenntnisse ab B1 Niveau
• Grundsätzliche Bereitschaft mit den Psycholog:innen zu sprechen
• Gewisse Veränderungsbereitschaft
Ist dies der Fall, wird der/die Kund:in an den/die Psycholog:in im Jobcenter vermittelt. Dafür buchen die FM´s/pAp´s in einem Buchungssystem Termine für ein Erstgespräch bei den Psycholog:innen, die diese vorher freigegeben haben. Der erste Kontakt zum:r Psycholog:in erfolgt im Rahmen der „warmen Übergabe“, indem die FM´s/pAp´s die Kund:innen zu dem/der Psycholog:in begleiten und ein kurzes Gespräch zu dritt (Tridem) stattfindet.

Das Jobcenter Region Hannover betreut seit 2005 die Menschen in der Region Hannover, die Bürgergeld erhalten. In der gesamten Region Hannover erhalten etwa 112.000 Personen die Unterstützung vom Jobcenter. Über 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind an 20 Standorten in der Region vor Ort. Ihre Aufgabe ist es, Menschen individuell und persönlich zu beraten und zu fördern. Ziel ist, dass die erwerbsfähigen Kundinnen und Kunden durch eine Arbeitsaufnahme wieder die eigenständige Sicherung des Lebensunterhalts erreichen. Seit über 50 Jahren sind wir unermüdlich im Einsatz, um die besten Angebote für Sie als Teilnehmerin bzw. Teilnehmer zu entwickeln und helfen Menschen dabei, ihre beruflichen Chancen und Fähigkeiten zu erkennen und auszubauen.

Das Klinikum der MHH ist ein Krankenhaus der Maximalversorgung mit einem überregionalen Einzugsbereich. An der Hochschule werden Medizin, Zahnmedizin, Biochemie, Biomedizin, Hebammenwissenschaft und Gesundheitswissenschaften unterrichtet. In diesem Projekt ist die Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie vertreten.

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Dr. Ivo Heitland
Projektleiter Psychosoziales Coaching
Psychologischer Psychotherapeut, M.Sc.
Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie
Medizinische Hochschule Hannover